Komödie
Regie: Natja Brunckhorst
mit: Sandra Hüller (Maren) · Max Riemelt (Robert) · Ronald Zehrfeld (Volker) · Peter Kurth (Markowski) · Martin Brambach (Lunkewitz)
Deutschland 2024 | 115 Minuten | ab 6
Nach der Wende ist die Bevölkerung von Halberstadt damit beschäftigt, ihr Ost-Geld in D-Mark umzutauschen, als vier Menschen auf einen Stollen stoßen, in dem die DDR-Regierung die alte Währung eingelagert hat. Das clevere Quartett wittert seine Chance und will der Gerechtigkeit auf ihre Weise nachhelfen. Anfangs funktioniert die solidarische Gemeinschaft noch, doch dann funkt die Gier der Einzelnen dazwischen. Die Schauspieler, die vornehmlich aus der ehemaligen DDR stammen, treffen in dieser lässigen Wendekomödie den richtigen Zungenschlag; der Tonfall des Films selbst gerät indes allzu harmlos und forciert leichtherzig. Im Blick aufs DDR-Erbe scheut er überdies Ambivalenzen. - Ab 14.
Drama
Regie: Joachim Lang
mit: Robert Stadlober (Joseph Goebbels) · Franziska Weisz (Magda Goebbels) · Fritz Karl (Adolf Hitler) · Sascha Goepel (Fritz Hippler) · Katia Fellin (Lida Baarová)
Deutschland 2023 | 136 Minuten | ab 12
In einer Mischung aus Spielszenen, historischem Bildmaterial und Aussagen von Zeitzeugen widmet sich ein Film dem NS-Propagandaminister Joseph Goebbels. Über den Zeitraum von 1938 und 1945 zeichnet er dessen Rolle beim Aufbau einer Propaganda-Maschinerie nach, die der Kriegs- und Vernichtungspolitik des Nazi-Staats den ideologischen Unterbau lieferte. Dabei verfolgt der Film die These, dass erst Goebbels’ Manipulation und Inszenierung von Bildern, Reden und Aufmärschen den Erfolg der Nazis sicherstellte, verzettelt sich aber zwischen hölzernen Nachstellungen und wenig tiefschürfender Analyse. Auch eine überzeugende Übertragung auf „Fake News“-Strategien der Gegenwart bleibt der Film durch seine biedere Machart schuldig. - Ab 14.
Drama
Regie: Ngo The Chau
mit: Christoph Maria Herbst (Carl Kollhoff) · Yuna Bennett (Schascha) · Ronald Zehrfeld (Schaschas Vater) · Edin Hasanovic (Mister Darcy) · Hanna Hilsdorf (Effi Briest)
Deutschland 2023 | 98 Minuten | ab 6
Ein alter Mann beliefert seine Kundschaft schon seit vielen Jahren zu Fuß mit Büchern. Eines Tages heftet sich ihm ein vorwitziges Mädchen an die Fersen, das ihn begleiten will. Nach einer Weile findet er daran sogar Gefallen, und als er seinen Job verliert, erweist sich die ungewöhnliche Freundschaft sogar als Rettungsanker. Die Verfilmung eines Unterhaltungsromans kreist um die Leidenschaft fürs Lesen, handelt im Kern aber vom Verlust wichtiger Bezugspersonen und der rasanten Veränderung der Gesellschaft. In seiner heiteren, gefälligen Ästhetik findet der Film dafür aber keine geeigneten Ausdrucksmöglichkeiten. - Ab 12.
Drama
Regie: Coralie Fargeat
mit: Demi Moore (Elizabeth Sparkle) · Margaret Qualley (Sue) · Dennis Quaid (Harvey) · Gore Abrams (Oliver) · Hugo Diego Garcia (Diego)
Großbritannien/USA 2024 | 141 Minuten | ab 16
Eine alternde Schauspielerin, die beruflich aufs Abstellgleis geschoben wird, injiziert sich eine dubiose Substanz. Mit deren Hilfe „gebiert“ sie eine junge, sexy Version von sich selbst, die als zweites Ich parallel mit ihr lebt. Bald stehen die beiden jedoch in Konkurrenz: Die junge Frau legt eine rasante Karriere im Fernsehen hin, die alte ist eifersüchtig, beide sabotieren sich gegenseitig. Die Bilder des satirischen Films betonen zunächst so detailliert wie ausufernd Alter und Jugend, weibliche Schönheit oder Hässlichkeit und tragen dick auf, um Sexismus und Patriarchat vorzuführen. Auf Dauer gerät die überlange Farce allerdings zu repetitiv, bevor sich im Finale die geballte Kraft des Splatter-Genres entlädt. - Ab 18.
Komödie
Regie: Florent Bernard
mit: Charlotte Gainsbourg (Sandrine Leroy) · José Garcia (Christophe Leroy) · Lily Aubry (Loreleï Leroy) · Hadrien Heaulmé (Bastien Leroy) · Louisa Baruk (Melha Nayeb)
Frankreich 2024 | 104 Minuten | ab 12
Ein französisches Ehepaar hat sich in zwanzig gemeinsamen Jahren auseinandergelebt, was der Mann aber nicht wahrhaben will. Um eine Trennung abzuwenden, organisiert er einen Kurztrip mit Gattin und den beiden fast erwachsenen Kindern an Orte, die im Leben der Familie eine wichtige Rolle spielten. Doch die nostalgische Reise betont die Probleme eher, als dass sie den familiären Zusammenhalt stärken würde. Die nur mäßig amüsante Komödie ist mit allerhand Missgeschicken und Zwischenfällen überladen und findet keine Balance zwischen gesellschaftlichen Fragestellungen, Humor, Gefühlen und Tempo. - Ab 14.
Drama
Regie: Jacques Audiard
mit: Karla Sofía Gascón (Emilia Pérez) · Zoe Saldana (Rita Moro Castro) · Selena Gomez (Jessi del Monte) · Édgar Ramírez (Gustavo) · Adriana Paz (Epifania)
Frankreich/USA/Mexiko 2024 | 133 Minuten | ab 12
Ein berüchtigter mexikanischer Kartell-Boss heuert eine Anwältin als Helferin für einen außergewöhnlichen Dienst an: Der insgeheim transsexuelle Verbrecher will eine geschlechtsangleichende Operation durchführen lassen, seinen Tod vortäuschen und fortan sorglos als Frau leben. Tatsächlich gelingt der Plan. Doch die gewaltsame Vergangenheit bleibt auch in der neuen Identität nicht außen vor. Die skurrile Geschichte schlägt erzählerisch zahlreiche melodramatische Haken, bleibt im Einbezug der Kartellgewalt aber realistisch grundiert und gleitet auch nicht dadurch ins Märchenhafte ab, dass die Handlung durch zahlreiche Gesangs- und Tanzeinschübe als Musical präsentiert wird. Im Kern kreist der formal beeindruckende Film durchaus fatalistisch um die Unmöglichkeit, dem eigenen Schicksal zu entfliehen. - Sehenswert ab 16.
Drama
Regie: Mohammad Rasoulof
mit: Missagh Zareh (Iman) · Soheila Golestani (Najmeh) · Mahsa Rostami (Rezvan) · Setareh Maleki (Sana) · Niousha Akhshi (Sadah)
Iran/Frankreich/Deutschland 2024 | 167 Minuten | ab 16
Ein iranischer Jurist wird zum Untersuchungsrichter am Revolutionsgericht in Teheran berufen, was auch das Unterschreiben von Todesurteilen beinhaltet. Während der blutigen Proteste gegen den Tod der Jugendlichen Jina Mahsa Amini im September 2022 kommt es jedoch auch innerhalb der Familie zu Spannungen. Als die Waffe des Richters verschwindet, glaubt er, dass eine seine Töchter dahintersteckt, und beginnt seine Angehörigen zu terrorisieren. Ein zuerst im gemächlichen Tempo sorgsam erzähltes Familiendrama, das sich zusehends zum Paranoia-Thriller wandelt, der in ein intensives Finale mündet. Indem der Film sich von den Kompromissen des iranischen Autorenkinos entfernt und immer wieder Handyaufnahmen von den Protesten aufgreift, klagt er nicht nur das Regime an, sondern distanziert sich zugleich von der bislang vorherrschenden Filmästhetik. - Sehenswert ab 16.
Thriller
Regie: Edward Berger
mit: Ralph Fiennes (Kardinal Lawrence) · Stanley Tucci (Kardinal Bellini) · John Lithgow (Kardinal Tremblay) · Isabella Rossellini (Schwester Agnes) · Lucian Msamati (Kardinal Adeyemi)
USA/Großbritannien 2024 | 121 Minuten | ab 6
Nachdem der Papst unter nicht ganz geklärten Umständen gestorben ist, leitet einer der Kardinäle die Vorbereitungen zur Wahl eines Nachfolgers. Unter den aus aller Welt angereisten Kardinälen brechen beim Konklave weltanschauliche Gräben auf. Im Kampf um die Macht wird intrigiert und betrogen. Der enorm spannende Thriller verknüpft seine Handlung geschickt mit aktuellen kirchenpolitischen Debatten. Kamera, Musik- und Tonspur kreieren dabei eine Atmosphäre anhaltender Beklemmung, die souverän mit leichteren Momenten ausbalanciert wird. Auch die vielschichtigen, herausragend gespielten Figuren überzeugen. Ein fesselnder, bildgewaltiger Film, der primär von menschlichen Abgründen und nicht von Glaubens- oder kirchlichen Fragen handelt. - Sehenswert ab 14.
Filmvorführung im Rahmen des Neujahrstreffen der LINSE
Regie: Andres Veiel
Deutschland 2024
Der Film beleuchtet kritisch das Schaffen von Leni Riefenstahl anhand ihres 2016 zugänglich gewordenen Nachlasses. Dieser bestand aus 700 Umzugskartons mit Skripten, Briefen, Notizen, Filmschnipseln, Fotografien, privaten Super-8-Aufnahmen und Telefonmitschnitten. Durch diese einzigartigen Dokumente wird ein spannendes Puzzle einer widersprüchlichen Biografie zusammengesetzt. War sie eine Visionärin, eine Manipulatorin oder eine Lügnerin? Der Film geht diesen Fragen nach und eröffnet eine neue Perspektive auf das Werk und die Persönlichkeit der bekanntesten Filmemacherin des 3. Reiches.
Musikalisch wird das Treffen durch Schülerinnen der Schule am Burgfeld begleitet.
Eintritt frei.
Komödie
Regie: Emmanuel Courcol
mit: Benjamin Lavernhe (Thibaut Desormeaux) · Pierre Lottin (Jimmy Lecocq) · Sarah Suco (Sabrina) · Clémence Massart (Claudine) · Ludmila Mikaël (Mme Desormeaux)
Frankreich 2024 | 104 Minuten | ab 0
Ein erfolgreicher Dirigent erkrankt an Leukämie und erfährt bei der Suche nach einem Knochenmarkspender, dass er adoptiert wurde und in einem nordfranzösischen Ort einen Bruder hat. Zuerst scheinen er und der vom Leben nicht beschenkte Hilfsarbeiter wenig Berührungspunkte zu haben. Doch dann finden sie eine gemeinsame Basis in der Musik, da der jüngere Bruder als Posaunist in einer Blaskapelle spielt. Vor einem lokalen Wettbewerb kommt die Hilfe des Dirigenten gerade recht. Eine Mischung aus anrührendem Geschwisterdrama und Komödie vor realistischem sozialem Hintergrund, in der mit viel Emphase die zusammenführende Kraft der Musik beschworen wird. Neben den ausgezeichneten Schauspielern besticht auch die mitfühlende Zeichnung einer marginalisierten Region. - Sehenswert ab 14.
Drama
Regie: Robert Zemeckis
mit: Tom Hanks (Richard) · Robin Wright (Margaret) · Paul Bettany (Al) · Kelly Reilly (Rose) · Michelle Dockery (Mrs. Harter)
USA 2024 | 104 Minuten | ab 0
In einer einzigen starren, unbewegten Einstellung blickt eine Kamera von links oben auf das Wohnzimmer eines Hauses, in dem nach dem Zweiten Weltkrieg mehrere Generationen einer Familie leben. Im Zentrum steht ein junger Mann, der eigentlich Maler werden will, doch dann seine schwangere Jugendfreundin heiratet und als Versicherungsagent arbeitet. Die Dinge des Lebens werden in banalen Dialogen verhandelt, und auch die Bewohner des Hauses bleiben mit ihren Alltagserfahrungen eigentümlich blass und konturlos. Die strenge, unfilmische Inszenierung zwingt eine einzige Perspektive auf und wirkt auf Dauer langweilig. - Ab 14.
Biopic
Regie: Andreas Dresen
mit: Liv Lisa Fries (Hilde Coppi) · Johannes Hegemann (Hans Coppi) · Lisa Wagner (Anneliese Kühn) · Alexander Scheer (Pfarrer Harald Poelchau) · Emma Bading (Ina Ender-Lautenschläger)
Deutschland 2024 | 125 Minuten | ab 12
Ein biografisches Drama um die NS-Widerstandskämpferin Hilde Coppi (1909-1943), die zusammen mit ihrem Mann Hans zur „Roten Kapelle“ gehörte. Der Film zeichnet ihre letzten Lebensmonate von der Verhaftung 1942 über die Haft im Frauengefängnis Barnimstraße, wo sie einen Sohn zur Welt bringt, bis zur Hinrichtung durch das Fallbeil in Berlin-Plötzensee nach. Die Montage kreuzt dies a-chronologisch mit Impressionen aus der Vorgeschichte des Paares. Der hoffnungs- und lebensvolle Erzähltonfall dieser Rückblenden, die in der Seenlandschaft um Berlin angesiedelt sind, dient als markante Kontrastfolie zur erschütternden Passionsgeschichte, die Coppi ohne Effekthascherei als Opfer- und Märtyrerinnenfigur zeichnet, an deren Schicksal sich die Unmenschlichkeit des NS-Regimes offenbart. - Sehenswert ab 14.
Biopic
Regie: Ali Abbasi
mit: Sebastian Stan (Donald Trump) · Jeremy Strong (Roy Cohn) · Maria Bakalova (Ivana Trump) · Martin Donovan (Fred Trump sr.) · Ben Sullivan (Russell Eldridge)
Kanada/USA/Dänemark/Irland 2024 | 123 Minuten | ab 12
In den 1970er-Jahren lernt der Immobilien-Erbe Donald Trump den wegen seiner Skrupellosigkeit gefürchteten Anwalt Roy Cohn kennen, der ihn unter seine Fittiche nimmt und in einschlägige Kreise in Manhattan einführt. Damit beginnt der Aufstieg Trumps, den der kurzweilige Film mit einer Fülle weitgehend chronologisch angeordneter Anekdoten nacherzählt. Der grandios gespielte und im 16mm-Retro-Look gedrehte Film rekapituliert den ersten Teil von Trumps Karriere bis ins Jahr 2003, als Trump von dem Fernsehproduzenten Mark Burnett für die „The Apprentice“-Show gewonnen wurde. Ein zwischen (Real-)Satire und einer Groteske über pathologischen Narzissmus schillerndes Porträt des US-Politikers. - Sehenswert ab 14.
Drama
Regie: Sean Baker
mit: Mikey Madison (Ani) · Mark Eydelshteyn (Iwan) · Yura Borisov (Igor) · Karren Karagulian (Toros) · Vache Tovmasyan (Garnick)
USA 2024 | 140 Minuten | ab 16
Ein mit Dollars um sich werfender junger Russe engagiert in New York eine Stripperin für eine ganze Woche, fliegt mit ihr nach Las Vegas und heiratet sie aus einer Laune heraus. Das ruft nicht nur die Handlanger seiner Eltern, sondern auch diese selbst auf den Plan. Der Versuch, die Ehe schnellstmöglich wieder zu annullieren, mündet in eine wilde Verfolgungsjagd voller absurder Komik und romantischer Intermezzi. Die energiegeladene Tragikomödie mit märchenhaftem Überschwang entfaltet in langen, präzise auserzählten Sequenzen eine fieberhafte Dynamik, bei der es weniger um Sexarbeit als um die Abhängigkeit vom (russischen) Geld geht. Die Konzentration auf den Augenblick und die bloße Gegenwart erzeugt eine große Nähe zu den Figuren, die mit viel Sympathie und einem großen Humanismus gezeichnet werden. - Sehenswert ab 16.
Biopic
Regie: Ellen Kuras
mit: Kate Winslet (Lee Miller) · Andy Samberg (David E. Scherman) · Josh O'Connor (Antony Penrose) · Andrea Riseborough (Audrey Withers) · Alexander Skarsgård (Roland Penrose)
Großbritannien/USA 2023 | 116 Minuten | ab 12
Ende der 1930er-Jahre war die US-Amerikanerin Lee Miller vor allem als legendäres Ex-Modell und Muse des Surrealisten Man Ray bekannt. Mit Kriegsausbruch beginnt sie jedoch für die britische „Vogue“ zu arbeiten, zunächst noch als Modefotografin, schließlich aber als bei der US-Armee akkreditierte Kriegsberichterstatterin. 1945 entstehen ihre erst posthum veröffentlichten Aufnahmen in den gerade befreiten Konzentrationslagern Buchenwald und Dachau. Der in Rückblenden erzählte biografische Film ist ganz auf die prominente Hauptdarstellerin herum inszeniert und bleibt lange formelhaft. Erst im zunehmenden Verlauf gewinnt er etwas Kontur, wenn er die Pionierleistung der Hauptfigur in angemessenes Licht rückt. - Ab 14.
Drama
Regie: David Dietl
mit: Laura Tonke (Ellen) · Jasmin Shakeri (Natalie) · Annette Frier (Mareike) · Nicholas Ofczarek (Rolf ) · Henning Flüsloh (Max)
Deutschland 2024 | 107 Minuten | ab 12
Eine zehnköpfige Freundesclique findet über die Jahre immer wieder zusammen, egal ob es eine Hochzeit, einen Geburtstag, Silvester oder sonst etwas zu feiern gibt. Paare lieben und streiten sich, manche trennen sich, doch der Freundeskreis bleibt auch während der Corona-Pandemie bestehen und meistert alle Krisen, inklusive eines Todesfalls. Der mal komödiantische, mal ernstere Ensemblefilm überzeugt mit guten Darstellern, Tempo und bisweilen auch hintergründigem Witz, kann die Grenzen seines Genres aber nicht erweitern. - Ab 14.
Drama
Regie: Nora Fingscheidt
mit: Saoirse Ronan (Rona) · Paapa Essiedu (Daynin) · Stephen Dillane (Andrew) · Saskia Reeves (Annie) · Nabil Elouahabi (Samir)
Großbritannien/Deutschland 2024 | 119 Minuten | ab 12
Eine junge Frau von den schottischen Orkney-Inseln flüchtet nach London, wird dort alkoholsüchtig und muss ihr Leben nach einem Absturz neu sortieren. In ihrer alten Heimat findet sie Zuflucht, doch der Weg zu Selbstfindung und Abkehr von der Sucht ist lang und schwierig. Das auf authentischen Begebenheiten beruhende Drama wechselt zwischen grellen Effekten und intensiven Naturbetrachtungen, ist bewusst nicht-linear erzählt und verfremdet das Schicksal der Protagonistin durch mythologische Erzählungen. Ein bewegender, herausfordernder Film über das Ringen mit Abhängigkeit. - Sehenswert ab 14.
Biopic
Regie: James Mangold
mit: Timothée Chalamet (Bob Dylan) · Monica Barbaro (Joan Baez) · Edward Norton (Pete Seeger) · Elle Fanning (Sylvie Russo) · Boyd Holbrook (Johnny Cash)
USA 2024 | 142 Minuten | ab 6
Anfang 1961 taucht der 19-jährige Bob Dylan in New York auf und findet rasch Aufnahme in die Folkmusik-Szene. Mit seinem ungewöhnlichen Songschreiber-Talent steigt der enigmatische Eigenbrötler in den nächsten Jahren zum Star auf, zeigt jedoch zusehends erste Verunsicherungen und Absetzbewegungen und beginnt, mit dem rebellischen Gestus des Rock’n’Rolls zu flirten. Die aufwändig ausgestattete und glänzend besetzte Filmbiografie arbeitet redlich, aber ohne große Überraschungen die Stationen in Dylans Karriere bis zur Kontroverse um seinen Auftritt beim Newport Folk Festival 1965 ab. Unterhaltsam und mit gelungenen Konzert-Szenen, fehlt es dem Film am höheren Ehrgeiz, tiefer in die Persona von Bob Dylan einzutauchen. - Ab 14.
Dokumentarfilm
Regie: Quinka Stoehr
Deutschland 1990, 90 Min.
Mit anschliessendem Filmgespräch.
Anwesend die Regisseurin Quinka Stoehr und Bauer Matthias Stührwoldt
in Kooperation mit dem Cineplanet5.
Im August 2020 sorgten Bilder von Treckern in Schleswig-Holstein, die das Symbol der Landvolkbewegung aus den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts zeigten, für Entsetzen. Die Landvolkbewegung war eine Bauernbewegung ausgehend von Schleswig-Holstein, die sich immer stärker radikalisierte und zur Schwungmasse der Nationalsozialisten wurde. Mittlerweile taucht die Fahne regelmäßig auf bundesweiten Bauerndemonstrationen auf und markiert einen besorgniserregenden Rechtsruck auf dem Land. Der Dokumentarfilm "Stumpfe Sense – Scharfer Stahl. Bauern, Industrie und Nationalsozialismus" von 1990 zeigt am Beispiel dieser bäuerlichen Protestbewegung wie in einem Brennglas die Entstehungsbedingungen des deutschen Faschismus und ist wieder hochaktuell.
Komödie
Regie: Karoline Herfurth
mit: Karoline Herfurth (Sonja) · Anneke Kim Sarnau (Nadine) · Emilia Schüle (Julie Abeck) · Emilia Packard (Lilly) · Nora Tschirner (Vicky)
Deutschland 2025 | 138 Minuten | ab 12
Fünf lose miteinander verbundene Frauen wollen ihr Leben und ihr Selbstverständnis nicht länger an den gesellschaftlichen Vorstellungen der Geschlechterverhältnisse ausrichten. Obwohl jede sich emotional, beruflich und biografisch an einem anderen Punkt befindet, verläuft ihr Umdenken in ähnlichen Bahnen. In einer Mischung aus dramatischen und humoristischen Szenen entfaltet die Ensemble-Komödie ein episodisches Mosaik über die Herausforderungen des Beziehungsdschungels, in denen aber die Sehnsucht nach einem besseren Leben dominiert, obwohl es auch Momente chaotischer Albernheit gibt - Sehenswert ab 14.
Drama
Regie: Brady Corbet
mit: Adrien Brody (László Tóth) · Guy Pearce (Harrison Lee Van Buren Sr.) · Felicity Jones (Erzsébet Tóth) · Joe Alwyn (Harry Lee Van Buren) · Raffey Cassidy (Zsófia)
Großbritannien 2024 | 216 Minuten | ab 16
1947 emigriert ein ungarisch-jüdischer Architekt, der mit seiner Frau den Holocaust überlebt hat, in die USA. Dort findet er in einem Millionär einen mächtigen Gönner, der ihn mit der Planung eines gigantischen Bauprojekts beauftragt. Die Zusammenarbeit entpuppt sich jedoch als doppelbödige Angelegenheit. Auch die Traumata der Vergangenheit lassen sich nicht mehr abschütteln, als seine Frau wieder mit ihm vereint ist. Ein im VistaVision-Format gedrehtes Filmepos um einen Mann, der dem Faschismus entkommt, in den USA aber auf einen Herrenmenschen großkapitalistischer Prägung trifft. Mit packenden Figuren und suggestiven Raumfantasien werden Seelenlandschaften einer Moderne entworfen, die energisch der Zukunft entgegenstrebt, während sich das Vergangene gleichzeitig als hartnäckiger Subtext in sie einschreibt. - Sehenswert ab 16.
Drama
Regie: John Crowley
mit: Andrew Garfield (Tobias) · Florence Pugh (Almut) · Grace Delaney (Ella) · Lee Braithwaite (Jade) · Aoife Hinds (Skye)
Großbritannien 2024 | 108 Minuten | ab 12
Die Köchin eines Restaurants und der Werbemanager eines Lebensmittelkonzerns lernen sich auf ebenso kuriose wie tragische Weise kennen und lieben. Als die Frau an Krebs erkrankt, ist die Gründung einer Familie bedroht. Außergewöhnliche Mischung aus romantischer Komödie und Drama, in dem die Verbindung von beruflichem Erfolg und Ruhm mit der Bewältigung von Krankheit und dem Familienleben thematisiert wird. Die Erzählung wird dabei in mehrere Zeitebenen aufgebrochen, die spontan und ungeordnet wie Erinnerungsbruchstücke wirken. In den Hauptrollen so einfühlsam wie beeindruckend gespielt. - Sehenswert ab 14.
Dokumentarfilm
Regie: Barbara Miller
mit: Andrew Garfield (Tobias) · Florence Pugh (Almut) · Grace Delaney (Ella) · Lee Braithwaite (Jade) · Aoife Hinds (Skye)
Schweiz/USA 2024 | 94 Minuten | ab 6
Anfang 2020 lässt sich der 14. Dalai Lama in seinen eigenen Räumen zu einem Interview vor die Kamera bitten, in dem er seine Lebensgeschichte und seine Philosophie ausbreitet. Indem der damals 85-Jährige den Zuschauern direkt in die Augen zu blicken scheint, können sich Charisma und Überzeugungskraft des geistigen Oberhaupts der tibetischen Buddhisten voll entfalten. Ergänzt wird das Interview durch zahlreiche Archiv-Aufnahmen sowie Stimmungsbilder über den derzeitigen Zustand des Planeten. Die Bildmontage ist eher überfordernd als schlüssig und erzielt nur in Einzelmomenten große Wirkung, während der wache und gütige Auftritt des Dalai Lama tiefen Eindruck hinterlässt. - Ab 14.
Drama
Regie: Bernhard Wenger
mit: Albrecht Schuch (Matthias) · Anton Noori (David ) · Julia Franz Richter (Sophia ) · Salka Weber (Nora ) · Theresa Frostad Eggesbø (Ina )
Österreich/Deutschland 2024 | 102 Minuten | ab 12
Ein mit vielen Talenten gesegneter Mann verdingt sich in zahllosen Rollen als kultivierter Lebenspartner, perfekter Sohn oder Sparringspartner für einen Ehekrach, so wie es seine Auftraggeber wünschen. Nur er selbst zu sein gelingt ihm nicht. Als seine Freundin wegen seiner Gefühllosigkeit Schluss mit ihm macht, gerät seine professionelle Wandelbarkeit aus dem Gleichgewicht. Eine grandiose Parabel auf eine Überflussgesellschaft, der es an Frustrationstoleranz, Abenteuerlust und Neugier mangelt. Die Hauptfigur wird dabei in ihren menschlichen Defiziten auf dem Weg zum unausweichlichen Zusammenbruch ihrer Fassade vielschichtig interpretiert. - Sehenswert ab 14.
Drama
Regie: Greg Kwedar
mit: Colman Domingo (John "Divine G" Whitfield) · Clarence Maclin (Clarence Maclin) · Sean San José (Mike Mike) · Paul Raci (Brent Buell) · David Giraudy (David Giraudy)
USA 2023 | 107 Minuten | ab 12
Ein schauspielerisch begabter Neuankömmling im berüchtigten Sing-Sing-Gefängnis bei New York verändert die Dynamik einer Theatergruppe, die unter Leitung eines passionierten Amateur-Schauspielers den Häftlingen bei der Rehabilitierung helfen soll. Statt Shakespeare wird plötzlich ein wildes Zeitreise-Stück geprobt und die Kunst der Verwandlung hilft den Insassen dabei, ihrem tristen Alltag zu entkommen. Das auf realen Begebenheiten beruhende Drama verbindet fiktive und semi-dokumentarische Elemente, ein großer Teil der Darsteller kennt die Gefängniswelt aus eigener Erfahrung. Die geerdete Gefängniserzählung wird dabei dem fantastischen, überbordenden Bühnenstück gegenübergestellt, wobei der Film im Werben um Sympathie für die Gefangenen eher vorhersehbare Mittel bemüht. - Ab 16.
Drama
Regie: Walter Salles
mit: Fernanda Torres (Eunice Paiva) · Fernanda Montenegro (ältere Eunice) · Selton Mello (Rubens Paiva) · Maria Manoella (ältere Veroca) · Valentina Herszage (jüngere Veroca)
Brasilien/Frankreich 2024 | 138 Minuten | ab 12
Ein ehemaliger brasilianischer Kongressabgeordneter beobachtet 1971 mit großer Skepsis die politischen Entwicklungen in seinem Land. Doch weder er noch seine Frau halten es für geboten, das Land zu verlassen. Aber dann wird der Mann von der Militärpolizei verschleppt. Auch Jahre später quält die Familie die Ungewissheit, was ihm widerfahren ist. Das auf realen Ereignissen beruhende Drama schildert zunächst das Zusammenleben einer harmonischen Familie, in das umso brutaler der Terror des Regimes einbricht. Im Spiegel der Ungewissheit und Leere erzählt der Film von den Verbrechen der Militärdiktatur. Er handelt aber zugleich auch vom Mut, sich von politischer Gewalt nicht brechen zu lassen, sondern für demokratische Werte und Menschenrechte einzutreten. - Sehenswert ab 14.
Biopic
Regie: Pablo Larraín
mit: Angelina Jolie (Maria Callas) · Pierfrancesco Favino (Ferruccio Mezzadri) · Alba Rohrwacher (Bruna Lupoli) · Vincent Macaigne (Dr. Fontainebleau) · Kodi Smit-McPhee (Mandrax)
Italien/Deutschland/USA 2024 | 124 Minuten | ab 6
Ein Porträt der Opernsängerin Maria Callas (1923-1977), fokussiert auf ihre letzten Lebenstage im September 1977 in Paris. Entgegen ärztlichem Rat will die Sängerin zusammen mit einem Pianisten ein letztes Mal ihrer Stimme den Klang von „La Callas“ abringen. Einem Journalisten gewährt sie überdies Einblicke in ihr Leben. Eine opernhafte Hommage, in der sich Callas bis zum Schluss als Regisseurin ihres Lebens imaginiert. Herausragend sind auch die akribischen Rekonstruktionen ihrer legendären Bühnenauftritte, eine dramaturgisch kluge Musikauswahl und die technische Perfektion, mit der der Hauptdarstellerin die unvergessliche Stimme der Sängerin in den Mund gelegt wird. - Sehenswert ab 14.
Drama
Regie: Louise Courvoisier
mit: Clément Faveau (Totone) · Luna Garret (Claire) · Mathis Bernard (Jean-Yves) · Dimitry Baudry (Francis) · Maïwène Barthelemy (Marie-Lise)
Frankreich 2024 | 92 Minuten | ab 12
Ein 18-jähriger Bauernsohn aus dem französischen Jura feiert gern und neigt zu unüberlegten Entscheidungen. Nach dem plötzlichen Tod seines alleinstehenden Vaters ist der junge Erwachsene jedoch für seine siebenjährige Schwester verantwortlich und muss den heruntergekommenen Hof weiterführen. Als bei einem Wettbewerb für Comté-Käse ein hoher Geldpreis winkt, setzt er alles daran, diesen zu gewinnen. Ein humorvoll, detailgenau und mit großer Zärtlichkeit umgesetztes Jugenddrama, dessen herausragende Laiendarsteller Garanten für die Authentizität der Geschichte sind. Einfühlsam und ohne Sentimentalität erzählt der Film vom Leben in der Provinz und einer Reifung unter schwierigen Voraussetzungen. - Sehenswert ab 14.